Was sind die Unterschiede zwischen einer Montesorischule und Waldorfschule?

Viele Eltern von Schulkindern oder werdenden Schulkindern beschäftigen sich bei der Wahl der passenden Schule, auch mit Schulen mit einem reformpädagogischen Konzept. Dazu gehören unter anderem die Montessori- und die Waldorfpädagogik. In diesem Beitrag erfährst Du, welche Unterschiede bei diesen Ansätzen bestehen, um Dir gegebenenfalls die Entscheidung zu erleichtern.

Laura Freilicht

Veröffentlicht am

11.12.2021 12:04

Gemeinsamkeiten

Bei Waldorf und Montessori gibt es inhaltlich viele Überschneidungen. Beide Konzepte sind ganzheitliche Ansätze und fokussieren sich auf das Kind als Ganzes. Zudem wird im Rahmen beider Konzepte viel Wert auf praktische Tätigkeiten gelegt, statt sich nur auf die bloße Wissensvermittlung zu fokussieren. Beide Ansätze lehren einen bewussten Umgang mit der Natur. Beide plädieren für einen bedürfnisorientierten, individuellen Umgang mit Kindern und wollen das Kind zu genug Neugier verhelfen, um lebenslänglich lernen zu wollen.

Die Herkunft der Waldorfpädagogik

Die meisten denken bei dem Begriff "Waldorf" sicher an das klischeehafte Tanzen des Namens. Der Fachbegriff für das für die Waldorfpädagogik so typische Tanzen, lautet übrigens Eurythmie. Eurythmie umfasst nicht nur Namen tanzen, sondern ist eine expressive Tanzkunst, die die Wirksamkeit des menschlichen Willens ausdrücken soll.
Begründer der Waldorfpädagogik war der Österreicher Rudolf Steiner. Rudolf Steiner begründete nicht nur die Waldorfpädagogik, sondern auch die Anthroposophie, auf der die Waldorfpädagogik basiert. Anthroposophie ist eine spirituell-esoterische Weltanschauung. Grundlegender Gedanke dessen war, dass der Mensch sich aus Körper, Geist und Seele zusammensetzt. Der Mensch sollte laut Rudolf Steiner in seiner Gesamtheit erforscht werden.

Waldorfpädagogik im Unterricht

Waldorfschulen sind freie, selbstverwaltete Einrichtungen und gehören zu den staatlich anerkannten Ersatzschulen. Sie legen neben den typischen Hauptfächern großen Wert auf andere kognitive, kreative und handwerkliche Fähigkeiten. Gesang, Theater, Musizieren und das Pflegen der Schultiere sind wichtige Bestandteile eines gewöhnlichen Schultags an einer Waldorfschule.
Die Klassen bleiben im Regelfall von der 1. Bis zur 8. Klassenstufe in einem Klassenverbund. Die Klasse hat eine/n Klassenlehrer/in, der oder die aufgrund des langjährigen Kontakts zu den Kindern, diese sowie ihre Familien sehr gut kennenlernen kann.
Fundamentaler Bestandteil der Pädagogik ist der sogenannte Epochenunterricht. Epochenunterricht wird in Deutsch, Mathematik, Physik, Chemie, Sach-, Pflanzen-, Tier-, Menschen- und Gesteinskunde sowie Geschichte erteilt. Im Rahmen des Epochenunterrichts setzen sich die Kinder über drei bis vier Wochen intensiv mit nur einem Thema auseinander. Eine Epoche entspricht etwa dem Unterrichtsstoff eines ganzen Jahres.

Die Herkunft der Montessoripädagogik

Leitgedanke der Montessoripädagogik ist: "Hilf mir, es selbst zu tun."


Die Begründerin der Montessoripädagogik ist Maria Montessori. Sie erkannte, dass jedes Kind mit einem inneren Bauplan auf die Welt kommt, nach dem es sich entwickelt. Das Kind ist sogenannter "Baumeister seines selbst" Die Umgebung, in der das Kind aufwächst, trägt dabei erheblich zum Gelingen des Bauplanes bei. Das Kind muss in einem Umfeld aufwachsen, das seinen Bedürfnissen gerecht wird.
Das Kind soll selbstständig entscheiden, wann es bestimmte Fähigkeiten entwickeln möchte. Besondere Bedeutung wird dabei den "sensiblen Phasen" beigemessen. In den sensiblen Phasen kann sich ein Kind ohne Ablenkung auf ein Thema konzentrieren, um den Erwerb spezifischer Fähigkeiten zu unterstützen. In den sensiblen Phasen geht das Kind seinen individuellen Interessen nach und entwickelt sich so ganz automatisch weiter.

Montessoripädagogik im Unterricht

Meist sind Montessorischulen staatlich genehmigte Ersatzschulen. Klassen an Montessorischulen sind häufig altersgemischt und werden meist von zwei Pädagogen betreut. Eine Klasse setzt sich dabei aus Schülern zwischen der ersten und der einschließlich vierten Klasse zusammen. Der Unterricht besteht überwiegend aus Freiarbeit. Dabei können die Kinder selbst entscheiden, mit welchem Thema sie sich auseinandersetzen möchten. Die Kinder wählen ihre Lernmaterialien eigenständig aus und bringen sich die Inhalte selbst bei. Trotz der freien Arbeitsweise orientieren sich Montessorischulen an den allgemeinen Lehrplänen.


An Montessorischulen werden die Kinder nicht bewertet. Alternativ gibt es ein Zeugnis, das die Leistung des Kindes darstellt. Zudem werden Selbsteinschätzungsgespräche mit den Kindern geführt.

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