Was kann man als Eltern gegen Mobbing machen?

Mobbing gehört in vielen Schulen zum Alltag. Die Opfer von Mobbing werden systematisch gehänselt, schikaniert oder gedemütigt. Kinder trauen sich oft nicht darüber zu sprechen, da sie fürchten, die Situation dadurch noch schlimmer zu machen. Hier erfährst du, was du als Elternteil gegen Mobing unternehmen kannst.

Laura Freilicht

Veröffentlicht am

11.12.2021 12:04

Was ist der Unterschied zwischen Ärgern und Mobben?

Ganz klar - alle Kinder streiten sich einmal oder ärgern sich gegenseitig ein bisschen. Oft herrscht danach auch wieder Eitel Wonne und Sonnenschein. Sich zu streiten gehört zur kindlichen Entwicklung dazu, da Kinder so lernen, mit Konflikten umzugehen und diese zu lösen.

Wenn ein Kind jedoch über einen längeren Zeitraum systematisch ausgegrenzt, beschimpft, gehänselt oder schikaniert wird, spricht man von Mobbing. Das Kind wird dann von seinen Mitschüler*innen häufig lächerlich gemacht, geschlagen, erpresst oder ausgegrenzt. In einigen Fällen werden auch Lügen oder Gerüchte verbreitet oder Unterrichtsmaterialien versteckt oder vernichtet. Sind die Kinder bereits älter, erfolgt häufig auch eine Verunglimpfung in den sozialen Medien - die Übergänge zum Cyber sind fließend.

Woran erkenne ich, dass mein Kind gemobbt wird?

Häufig trauen sich Kinder, die von Mobbing betroffen sind, nicht darüber zu sprechen. Sie befürchten als "Petze" da zu stehen und ihre Situation noch schlimmer zu machen.

Diese Anzeichen können auf Mobbing hindeuten:

  • Häufige Kopf- und Bauchschmerzen
  • Zunehmende Appetitlosigkeit
  • Schlafstörungen
  • Dein Kind möchte nicht mehr in die Schule/den Kindergarten, obwohl es vorher gerne hingegangen ist und keine anderen Gründe dafür in Betracht kommen (wie z.B. ein Lehrerwechsel)
  • Schulische Leistungen fallen stark ab
  • Kind wird immer schüchterner und ängstlicher
  • Kind wirkt oft niedergeschlagen und depressiv
  • Kind ist schnell wütend, aggressiv, unausgeglichen oder nervös
  • Sozialer Rückzug
  • Dein Kind hat oft kaputte/fehlende Sachen oder weist sogar körperliche Verletzungen auf

Was kann man als Eltern gegen Mobbing machen? Informationen für Eltern

Wird das eigene Kind gemobbt, sind die Eltern häufig ratlos. Wenn du dich fragst, wie du deinem Kind in einer solchen Situation helfen kannst, dann solltest du deinem Kind klar machen, das es keine Schuld daran hat und sein Selbstbewusstsein stärken. Wichtig ist es auch, das Thema Mobbing behutsam anzusprechen und sich ein genaues Bild von der Situation zu machen.

Thema Mobbing ansprechen

Kinder vertrauen sich ihren Eltern meist nicht an, wenn es um das Thema Mobbing geht. Solltest du den Verdacht haben, dass dein Kind gemobbt wird, zeige deinem Kind, dass du bereit bist zuzuhören. Frage geduldig und einfühlsam nach. Entweder indem du das Thema direkt und behutsam ansprichst oder indem du erst einmal versuchst, dir ein Bild von der Situation zu machen. Du könntest z.B. folgende Fragen stellen und dich so an das Thema herantasten:

"Mit wem verstehst du dich gut in der Schule?"

"Wen magst du eher weniger?"

"Gibt es Gruppen in eurer Klasse?"

"Zu welcher Gruppe gehörst du?"

"Gibt es Außenseiter in der Klasse? Wie nimmst du sie wahr?"

"Kommt es manchmal zu Streitereien in der Schule?"

"Sind es immer dieselben Kinder, die Streit anzetteln?"

"Wie reagieren die anderen Kinder auf die Konflikte?"

"Wie verhältst du dich?"


Diese Fragen können oft schon sehr hilfreich sein, um sich ein möglichst objektives Bild zu machen. Allerdings werden manche Kinder auch so unter Druck von ihren Mitschüler*innen gesetzt, dass sie ausweichend auf die Fragen der Eltern reagieren. Möglicherweise kann es in diesem Fall hilfreich sein eine kleine Geschichte zu erzählen, in der ein anderes Kind bedroht wurde, seinen Eltern davon erzählt hat und schließlich den Hänseleien entkommen konnte.

Selbstwertgefühl stärken & Zuhören

Es ist unglaublich wichtig, dass du deinem Kind den Rücken deckst und ihm zur Seite stehst. Leider fordern manche Eltern aus ihrer eigenen Hilflosigkeit heraus, Dinge vom Kind, die es nicht leisten kann. So fallen dann Sprüche wie "Wehr dich halt" oder "Das darfst du dir nicht gefallen lassen". Gib deinem Kind keine Tipps oder Ratschläge, die es nicht umsetzen kann oder will. Viel wichtiger ist es, deinem Kind Rückendeckung zu geben, richtig zuzuhören und das Selbstwertgefühl zu stärken. Das Selbstbewusstsein deines Kindes stärkst du so:

  • Zeige ihm/ihr, dass du immer da bist.
  • Höre aktiv zu und nimm die Sorgen deines Kindes ernst.
  • Erkläre ihm/ihr, dass es nicht seine Schuld ist und der/die Täter*in den Fehler begeht
  • Rede deinem Kind gut zu und lobe es regelmäßig
  • Verschaffe deinem Kind Erfolgserlebnisse
  • Achte darauf, dass dein Kind einem Hobby oder einer Sportart nachgeht

Kontakt zur Schule suchen

Ein weiterer wichtiger Schritt um die Situation für das eigene Kind zu verbessern, ist die Kontaktaufnahme mit der Schule. Sprich mit dem/der Vertrauenslehrer*in, dem/der Schulpsycholog*in oder dem/der Klassenlehrer*in. Lehrer*innen sehen die Situation oft aus einer objektiven Perspektive, was sehr hilfreich sein kann. Wenn das Kind in sich an eine/n Lehrer*in vor Ort wenden kann, gibt das oft Sicherheit und stärkt das Selbstbewusstsein. Das Thema Mobbing sollte unbedingt auch in der Klasse thematisiert werden, damit Mitschüler*innen nicht den/die Täter*in, sondern das Opfer unterstützen. Mit Hilfe von Workshops können Kinder z.B. für das Thema sensibilisiert werden.

Was kann mein Kind selbst gegen Mobbing unternehmen?

Wenn dein Kind das möchte, könnt ihr natürlich auch gemeinsam in Rollenspielen für den Ernstfall üben. Ihr könnt die Mobbingsituation in einem Rollenspiel einstudieren, wodurch dein Kind im Ernstfall vorbereitet ist und besser reagieren kann. Vermittle deinem Kind Ruhe und Gelassenheit. Wenn das Kind dem/der Täter*in keine Angriffsfläche mehr bietet und unbeeindruckt von den Attacken bleibt, wird ihm/ihr ganz schnell der Wind aus den Segeln genommen. Hilfreich kann es auch sein, wenn sich dein Kind innerhalb der Klasse einer Gruppe anschließt - so gewinnt dein Kind an Selbstvertrauen und Stärke. Am wenigsten Angriffsfläche bieten Kinder mit gutem Selbstbewusstsein.

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