Mein Kind schlägt mich, was kann ich als Elternteil tun?

Das aggressive Verhalten deines Kindes dir gegenüber stellt deine Geduld und Psyche auf die Probe. Der richtige Umgang mit diesen Verhaltensauffälligkeiten hängt vom Alter deines Kindes und den Gründen für die ausgeprägte Wut ab. Das Gefühl von Hilflosigkeit, aufkommende Frustration oder der Wunsch nach Nähe sind häufige Gründe. Deine Aufgabe ist es, entsprechend zu reagieren.

Laura Freilicht

Veröffentlicht am

13.12.2021 14:49

Mein Kind schlägt mich - ab wann muss ich mir Sorgen machen?

Die Wissenschaft hat mehrere Phasen der Entwicklung beobachten können.
Besonders während der sogenannten Trotzphase im Alter von zwei bis drei Jahren, rauben unsere Kinder uns den letzten Nerv. Diese Phase im frühkindlichen Alter ist enorm wichtig für die Entwicklung deines Kindes, da der eigene Wille und das Bewusstsein erwachen. Dein Kind stößt dabei an Grenzen und muss erst lernen, damit umzugehen.

Besorgniserregend ist dieses Verhalten erst, wenn dein Kind

  • ohne konkreten Anlass aggressives Verhalten zeigt.
  • nicht mehr auf deine Ermahnungen reagiert.
  • Gespräche und andere erzieherische Maßnahmen keinen Erfolg nach sich ziehen.
  • nicht nur trotzig ist und um sich schlägt, sondern dich und andere Menschen gezielt angreift.

Gleichzeitig musst du das Alter deines Kindes beachten. Spätestens ab fünf Jahren sollte die Trotzphase endgültig überwunden sein. Schlägt dein Kind dich im Schulalter oder als Jugendlicher, kommt die Trotzphase als Begründung nicht mehr infrage.

Mein Kind schlägt mich, aber warum?

Die Ursachenforschung ist der erste Schritt, den du unternehmen musst, um dein Kind zu verstehen. Dein Kind kann sich nicht so ausdrücken wie ein Erwachsener. Es hat eine vollkommen andere Denkweise und Sicht auf die Welt. Es fällt daher umso schwerer, das Verhalten deines Kindes nachzuvollziehen.

Fehlende Distanz zu deinem Sprössling führt dazu, dass sich die Fronten weiter verhärten.
Die Gründe für aggressives Verhalten und Gewalttätigkeit im Kindesalter sind vielschichtig. Verhaltensforscher haben einige Muster festgestellt, die im Zusammenhang mit verhaltensauffälligen Kindern stehen.

Vorleben von Gewalt

Kinder, die selbst Opfer von Gewalt sind, neigen dazu, das Verhalten ihrer Eltern zu adaptieren. Auch Beschimpfungen und unsoziales Verhalten gegenüber dem Partner dient Kindern als Vorbild. Daher ist es für die Entwicklung deines Kindes enorm wichtig, dass du und gegebenenfalls dein Partner eurem Kind eine liebevolle, harmonische Art miteinander umzugehen, vorlebt.
Die Anwendung von physischer und psychischer Gewalt gegen Kinder ist ohnehin verboten und führt neben der Belastung deines Kindes zu empfindlichen Strafen.

Einsam- und Hilflosigkeit

Weiß ein Kind keinen Ausweg aus einer Situation, ist Gewalt ein Mittel zur Stressbewältigung.
Auffällig ist, dass frühkindliche Störungen in der Sprachentwicklung sich auf das Verhalten in solchen Momenten auswirken. Physische Eskalation tritt an die Stelle von verbaler Kommunikation.
Wahrnehmungsstörungen (Sehschwächen und Schwerhörigkeit) tragen ebenfalls zu diesem Phänomen bei.
Laut Dr. med. Oliver Bilke-Hentsch (Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie) ist es in solchen Fällen ratsam, auch organische und neuropsychologische Untersuchungen durchzuführen.

Ist dein Kind weder sprachlich, noch in seiner Fähigkeit zur Wahrnehmung der Umwelt beeinträchtigt, liegt es an dir, ihm zu vermitteln, dass es sich auf dich verlassen kann und jede Situation im Leben zu meistern ist. Gib deinem Kind ein Gefühl von Sicherheit und dass es auch Fehler machen darf, um zu lernen.

Frustration als Grund für gewalttätiges Verhalten

Einige Heranwachsende haben eine geringe Frustrationstoleranz. Sie führt dazu, dass die Bewältigung mittels verbalen Äußerungen nicht mehr ausreicht.

Es ist wichtig, diesen Frust in die richtigen Bahnen zu lenken. Zeige deinem Kind, dass Übung und Durchhaltevermögen sich auszahlen. Aus Frust kann Ehrgeiz entstehen, der deinem Kind langfristig dienlich ist, um seine Ziele in der Zukunft zu erreichen.

Was kann ich als Elternteil noch tun? Informationen für Eltern, die professionelle Hilfe suchen

Kommt es zu Verhaltensstörungen, die sich nicht mehr in den Griff bekommen lassen, ist der Gang zu Beratungsstellen wie der Caritas, Krankenkassen oder Kinderpsychologen ratsam.
Hier findest du alle kassenärztlichen Kinderpsychologen und Therapeuten, die dir bei akuten Problemen weiterhelfen.

Das könnte dich auch interessieren