Mein Kind macht nie seine Hausaufgaben, was kann ich tun?

Die Hausaufgaben sind eine Qual? Zu Hause fliegen die Fetzen, wenn es um das Thema Hausaufgaben geht? So geht es vielen Familien. Die Gründe für den täglichen Kampf sind sehr vielfältig: Ob falsche Lernstrategien, Leistungsdruck, Konkurrenzdruck oder Lernschwächen. Was kann ich tun? Informationen für Eltern gibt's hier.

Laura Freilicht

Veröffentlicht am

11.12.2021 12:04
"Warum will mein Kind keine Hausaufgaben machen?"
"Mein Kind macht nie seine Hausaufgaben."
"Die Hausaufgaben-Situation ist jedes Mal eine Qual."

Solche oder ähnliche Sätze hören Lehrer*innen, Nachhilfelehrer*innen und Lerncoaches häufig. Zunächst einmal: Du bist nicht alleine damit - das Phänomen ist sehr weit verbreitet. Doch woher kommt die mangelnde Motivation des Kindes? Und warum wendet es so viel Zeit und Kraft dafür auf, die Hausaufgaben zu vermeiden, anstatt sie einfach zu machen? Bestimmt kennst du auch solch kreative Ausreden wie "Mama, ich muss noch schnell was holen". Vielleicht zappelt dein Kind auch einfach die ganze Zeit, sieht beim Fenster raus und konzentriert sich nicht.

Schnell können diese Situationen eskalieren und in einem heftigen Streit münden - das Kind bekommt einen Schreianfall und versteckt sich schließlich unter dem Tisch. Du verlierst auch die Geduld und die Nerven liegen auf beiden Seiten blank. Eine ganz schön belastende Situation für die gesamte Familie. Doch sehen wir uns zunächst die Gründe für dieses Verhalten an. Denn wer die Wurzel des Problems anpackt, wird es auch dauerhaft lösen können.

Ursache Nr. 1: Leistungsdruck & Überforderung

Wir leben in einer schnelllebigen, leistungsorientierten und stressigen Welt - das merken auch Kinder. Einige Kinder kommen mit dem hohen Leistungsdruck in der Schule nicht gut zurecht. Zahlreiche Hausaufgaben, Zeitdruck, der ganztägige Kontakt mit einer großen Gruppe an Kindern, der Konkurrenzdruck - all das kann überfordern und stressen. Die Folgen: Die Kinder ziehen sich immer mehr zurück, verweigern die Hausaufgaben und haben häufig Kopf- oder Bauchschmerzen. Doch warum kommen manche Kinder ganz gut mit dem Druck zurecht und manche weniger? Das hat ebenfalls völlig unterschiedliche Ursachen.

So kann z.B. Perfektionismus eine große Rolle spielen. Wenn dein Kind dazu neigt, immer alles perfekt machen zu wollen bzw. Fehler zu vermeiden, kann das nach einer Weile in Überförderung münden. Vielleicht fällt es deinem Kind auch schwer, abzuschalten und zu entspannen. Der Alltag der Kinder sollte möglichst ausgewogen sein und auch Pausen und erholsame Phasen umfassen. Wenn es deinem Kind generell schwer fällt abzuschalten, sind Entspannungstechniken hilfreich. Bei Leistungsdruck und Überforderung ist generell auch ein Gespräch mit der/dem Klassenlehrer*in und eventuell auch der Schulpsycholog*in ratsam, um deinem Kind bestmöglich zu helfen.

Ursache Nr. 2: Lernschwierigkeiten

Das Lesen und Rechtschreiben will trotz ständigem Üben einfach nicht klappen? Mit Zahlen will dein Kind nichts am Hut haben? Irgendwann verweigert dein Sohn/deine Tochter die Hausaufgaben komplett? Die Ursache hierfür könnte in einer Lernschwäche begründet liegen. Wusstest du, dass circa 4-8% aller Kinder eine Legasthenie aufweisen? Psycholog*innen sprechen hier auch von einer Lese-Rechtschreib-Störung, bei der die Kinder massive Probleme beim Lesen und Rechtschreiben aufweisen.

Während die Legasthenie über das ganze Leben hinweg bestehen bleibt und eine erbliche Komponente aufweist, ist die sogenannte Lese-Rechtschreibschwäche meist eine vorübergehende Symptomatik, die meist auf längere Schulausfälle, falsche Lernmethoden oder familiäre Probleme zurückzuführen ist. LRS und Legasthenie sind inzwischen relativ bekannt, doch wusstest du, dass es auch eine Dyskalkulie, also Rechenschwäche gibt? Kinder mit Rechenschwäche haben massive Probleme mit den Grundrechenarten. Solltest du bei deinem Kind den Verdacht hegen, dass es an einer Lernschwäche leidet, dann empfiehlt es sich ebenfalls die Schulpsycholog*in bzw. eine/n Lerntherapeut*in aufzusuchen.

Ursache Nr. 3: Falsche Lernstrategien und Zeitmanagement

Natürlich muss das Verweigern der Hausaufgaben nicht mit einer Lernschwäche oder Überforderung zu tun haben. Viele Kinder haben schlicht und einfach nie das "Lernen gelernt". Häufig verbindet das Kind die Hausaufgaben mit schlechter Laune und langweiligem Herumsitzen. So kann das Lernen natürlich keinen Spaß machen und Kinder werden vermutlich kaum Motivation für das Erledigen der Hausaufgaben aufbringen. Das Gehirn des Kindes verknüpft Lernen und Hausaufgaben automatisch mit Langeweile und Frust.

Wir Menschen lieben es eigentlich, zu lernen und neue Erfahrungen zu machen - Lernen ist eine zutiefst menschliches Bedürfnis. Vielleicht kannst du dich noch daran erinneren, mit welch wachen Augen dein Kind die Welt früher wahrgenommen hat und wie sehr es sich gefreut hat, wenn es etwas Neues gelernt hat? Leider geht der spielerische Zugang zum Lernen in der Schule oft verloren und die Kinder nehmen die Hausaufgaben nur noch als Zwang wahr. Sie haben möglicherweise die falschen Lernstrategien an der Hand oder kein gutes Zeitmanagement. Was du konkret dagegen tun kannst, verraten wir dir im nächsten Abschnitt.

Was kann ich tun? Informationen für Eltern

1. Die passende Zeit für Hausaufgaben finden

Beobachte dein Kind einmal ganz genau: Kann es sich nach dem Essen gut konzentrieren oder will es da lieber spielen und toben? Oder konzentriert sich dein Schatz am späten Nachmittag am besten? Bespreche gemeinsam mit deinem Kind, welches Zeitfenster am besten für die Hausaufgaben geeignet ist - so beziehst du dein Kind in die Entscheidung mit ein und es fühlt sich gleichzeitig weniger verpflichtet und unter Druck gesetzt. Macht am besten einen gemeinsamen Wochenplan, indem die Hausaufgabenzeiten genau festgeschrieben sind.

2. Hausaufgabenzeit angenehm gestalten

Sorge für eine angenehme Atmosphäre. Die Hausaufgaben-Umgebung darf ruhig kuschelig und gemütlich sein. Belohne dein Kind z.B. mit einem leckeren Kakao, wenn es besonders viel zu tun hat. Ihr könnt auch kurze Spielpausen nach jeweils 30 bis 45 Minuten einplanen, um die Hausaufgabenzeit noch angenehmer zu gestalten.

3. Ablenkung ist tabu

Dein Kind muss sich beim Hausaufgaben machen gut konzentrieren können. Wenn das Handy piepst, das Radio läuft oder die Geschwister immer wieder dazwischen funken, ist das keine gute Lernatmosphäre. Sorge also dafür, dass es während der Hausaufgabenzeit keine Ablenkungen von außen gibt.

4. Eltern sind keine Hilfslehrer

Du musst nicht die ganze Zeit neben deinem Kind sitzen und Hilfslehrer spielen -das ist nicht deine Aufgabe. Dein Kind soll lernen, die Hausaufgaben selbst zu bewältigen. Natürlich kannst du dich für Fragen in der Nähe aufhalten. Du solltest deinem Kind bei Fragen jedoch auch nicht immer sofort die Lösung präsentieren, sondern viel eher dabei helfen, die Lösung selbst zu entdecken.

5. Mit Lehrer*innen sprechen

Wenn du bemerkst, dass dein Kind jeden Tag ewig lange für die Hausaufgaben braucht, dann solltest du unbedingt ein Gespräch mit dem/der Lehrer*in suchen - möglicherweise ist dein Kind überfordert.

6. Lobe dein Kind unbedingt!

Positive Worte nach getaner Arbeit sind wichtig! In der Psychologie nennt man das positive Verstärkung: Das Kind verknüpft das Erledigen der Hausaufgaben so mit Lob und Anerkennung.

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